GovTech Hackathon: «Parlamentsdaten an einem Ort»

Ende März fand in Bern der GovTech Hackathon vom Bundesamt für Informatik (BIT) statt, bei dem Entwickler:innen, Expert:innen und Interessierte während zwei Tagen zusammenkamen, um das digitale Fundament im eGovernment weiterzuentwickeln. Als Teilnehmer waren auch wir von Glue Software Engineering AG mit dabei und haben uns aktiv eingebracht.


Seit über 25 Jahren realisiert die Glue Software Engineering und basis06 für verschiedene Bundesämter IT-Lösungen, welche einen wichtigen Beitrag zur Umsetzung der eGovernment-Strategie Schweiz darstellen. Als wir vom GovTech Hackathon erfuhren, war es für uns eine klare Entscheidung, teilzunehmen.

Christian Gutknecht ist bei basis06 als Solution Engineer tätig und betreut dort verschiedene Datenprojekte im Banken- und Justizbereich, sowie die online Politik Datenbank POLITmonitor. Mit seinem Background in Informationswissenschaft und Wirtschaftsinformatik sowie seinem Flair für Open Data war er der ideale Kandidat für diese Veranstaltung.

Hier der Erfahrungsbericht von Christian Gutknecht:

«Elektronische Schnittstellen der Verwaltung»
Organisiert wurde der 2-tägige GovTech Hackathon von der Bundeskanzlei mit Unterstützung von opendata.ch und fand in den Räumlichkeiten des BIT in Oberzollikofen statt. Das Interesse war gross. Bereits einen Monat vor dem eigentlichen Hackathon wurde man bei der Anmeldung auf eine Warteliste gesetzt. Letztlich waren es rund 130 Teilnehmende.

Im Vorfeld konnten verschieden Challenges eingereicht werden. Oberthema des GovTech Hackathons war «Elektronische Schnittstellen der Verwaltung». Entsprechend vielfältig waren die 24 Challenges, von AI-Chatbots bei einer Ausgleichskasse, zu Dashboards von Ladestationen für Elektroautos über eine App für die Vermisstensuche war alles dabei:



Ablauf des Hackathons

    1. Präsentation der Challenges
    Zu Beginn des Hackathons wurden sämtliche 24 Challenges im 2min-Takt vorgestellt. Im Anschluss an diese Vorstellung teilten sich dann die Teilnehmenden nach Ihren Interessen auf die Challenges auf.

    2. Auswahl des Challenges «Parlamentsdaten an einem Ort»
    Der maschinelle Zugang zu diesen Daten ist aktuell sehr heterogen und mit erheblichen Hürden verbunden, sodass es bei diesem Challenge darum ging, wie die diese Situation grundsätzlich verbessert werden kann.



    3. Gruppenfindungsprozess
    Erfreulicherweise stiess meine Challenge auf Interesse, sodass ich mich mit Michèle Spichtig, Pirmin Meyer, Salim Brüggemann, Selina Frey, Stefanie Taepke auf die Suche eines Platzes im reservierten Stock des BIT mit Co-Working-Spaces machen konnte.

    Dann begann die Phase des gegenseitigen Kennenlernens und des Auslotens, was und wie man die Challenge angehen wollte. Dies war spannend, aber auch schwierig zugleich. Denn anders als im Geschäftsalltag gibt es zunächst kein klares Rollenverständnis, keine Kenntnis über das Interesse, der Präferenzen oder das Können der anderen in der Gruppe. Für mich als Challenge Owner stellte sich insbesondere auch der Umgang mit der initialen Informationsasymmetrie als herausfordernd dar. Wie kann ich mein Vorwissen und meine Überlegungen bzw. Vorstellung zur Lösung der Challenge so in die Gruppe einbringen, dass diese damit arbeiten kann, ohne aber das kreative Potenzial, welches sich gerade aus den Interessen und Fähigkeiten der Teilnehmer sowie der Gruppendynamik ergibt, von Anfang an zu ersticken.

    4. Vorgehen
    Eine anfängliche Idee, ob man mit tyk.io eine Meta-API für Parlamentsdaten erstellen konnte, wurde wegen des Fehlens von vielen APIs, die man überhaupt zusammenfügen konnte, verworfen.



    Aufgrund der Zusammensetzung und vorhandenen Fähigkeiten, die weniger im Coding-Bereich lagen, wählte die Gruppe dann ein mehr analytisches Vorgehen. So wurde kollaborativ eine Tabelle erstellt, in dem die Zugänglichkeit von Parlamentsdaten von Kantonen und grösseren Städte recherchiert und bewertet wurden. Die Bewertung erfolgte angelehnt an das 5-Sterne-Modell, welches Tim-Berners für Linked Open Data vorschlug.

    5. Resultat: Übersicht Zugänglichkeit Parlamentsdaten
    Wie aus der unten stehenden Grafik ersichtlich ist, haben wir als Ergebnis des GovTech Hackathons eine erste öffentliche Übersicht zur Zugänglichkeit von Parlamentsdaten der Kantone und grösseren Städte erstellt:

    Five cats looking around a field.

    Im Anschluss an den Hackathon wurde die Tabelle noch mittels des Business Intelligence Tools Tableau visualisiert, um ein besseres Verständnis für die Daten zu erhalten:

    Five cats looking around a field.

    -> Interaktive Karte auf Tableau Public aufrufen

    Bislang gibt es kein Parlament, welches die Daten als Linked Open Data (LOD) zur Verfügung stellt. Mit lindas.admin.ch & visualize.admin.ch gäbe es dafür vielversprechende Dienste für Behörden. Die Daten von Stände- und Nationalrat, sowie den Parlamenten des Kantons und der Stadt Zürich sind gut über REST-APIs zugänglich und vereinzelt gibt es strukturierte Daten in Form von CSV/Excel. Mehrheitlich liegen die Informationen jedoch in HTML vor.

    Diese Übersicht kann nun als Ausgangslage dienen, um mit den Parlamentsdiensten und den OGD-Fachleuten* zu schauen, wie Parlamentsdaten besser zugänglich gemacht werden können. Es wird wohl noch Jahre gehen , bis alle kantonalen Parlamentsdaten als strukturierte OGD* verfügbar sind. Eine schnellere Lösung über Dritte, wie sie mit Open POLITmonitor angedacht ist, macht deshalb durchaus Sinn.

    *Open Government Data

    8. Mein Fazit
    Implizit liegt einem Hackathon schon die Erwartung inne, dass man als Team innerhalb kurzer Zeit etwas Vorzeigbares zu erreichen hat. Damit das optimal gelingt, braucht es allerdings etliche Faktoren (realistischer Challenge, passendes Thema und Interesse, Skillset des Teams, Vertrauen, Kommunikation, gemeinsames Verständnis und Tooling), die glücklich zusammenkommen müssen. Was im regulären Geschäftsalltag schon schwierig ist, wird an einem Hackathon mit weniger Zeit und mehr unbekannten neuen Variablen nicht einfacher.

    Für mich war deshalb der Weg zum Ziel und der Austausch viel wichtiger, als das kurzfristig erreichte Resultat. Es freut mich besonders, dass es aktuell weitere Bestrebungen gibt, eine Working Group bei Opendata.ch (Kontakt: Florin Hasler: florin.hasler@opendata.ch) zu gründen, welche dieses Thema weiterverfolgt.

    Das Thema (offene) Parlamentsdaten beschäftigt mich schon lange und wird weitergehen, sodass für mich der GovTech Hackathon eine grossartige Möglichkeit war, einen kurzen Abschnitt dieses Weges mit anderen zu gehen und sich auszutauschen. Das Format bringt motivierte Leute mit viel Know-how und Offenheit für den Austausch zusammen.

    Die Diskussionen, die wir im Team hatten (Wie funktionieren DCAT bei Datenportale? Was ist besser: Linked Data oder REST-APIs? Wie viel Transparenz ist gut für die politischen Prozesse?) werden mir in guter Erinnerung bleiben. Auch der Einblick wie andere arbeiten bzw. welche Tools oder Frameworks sie benützen, ist bei diesem Format sehr wertvoll. Ebenfalls sieht man anhand der vielen Challenges, was andere gerade so umtreibt und welche Lösungen gefunden wurden, oder was eben nicht so gut funktioniert.



Wir hoffen, dass auch Sie den Erfahrungsbericht von Christian Gutknecht spannend fanden und den einen oder anderen motiviert haben, in Zukunft an einem Hackathon teilzunehmen.

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